Dienstag, 12. November 2013

Die Fruchtbarkeit deutscher Böden.

aus scinexx

Neue Karte zeigt Deutschlands fruchtbarste Böden
Erster bundesweiter Überblick über die Bodengüte verschiedener Regionen

Eine neue Karte zeigt erstmals, wo in Deutschland der Boden besonders fruchtbar und ertragreich ist - und wo nicht. Bisher gab es solche Angaben nur für die einzelnen Bundesländer, aber nicht übergreifend. Zudem berücksichtigt die neue Erhebung auch klimatische Bedingungen stärker als bisher. Aus der neuen Bodengüte-Karte geht unter anderem hervor, dass rund ein Viertel der Böden in Deutschland besonders fruchtbar ist. Sie bestätigt aber auch, dass viele Sandböden Ostdeutschland nicht sonderlich ertragreich sind. 

Böden bilden nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Grundlage für über 90 Prozent der produzierten Nahrung. „Fruchtbare Böden sind die Grundlage für unsere Nahrungsmittelversorgung. Zudem wächst ihre Bedeutung für den Anbau von Energiepflanzen", erklärt Michael Kosinowski vo der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Leistungsfähige Böden sind außerdem wichtig für den Schutz von Wasser, Klima und Biodiversität.

In Deutschland beträgt der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche 47 Prozent. Das sind rund 17 Millionen Hektar (ha). Wie gut die Böden dieser Flächen sind, dazu gab es bisher keine einheitliche Darstellung für ganz Deutschland. Karten dazu gab es nur auf der Ebene der Bundesländer. Das hat sich nun geändert. Forscher des BGR haben erstmals eine bundesweit einheitliche Karte zur Bodengüte der Ackerstandorte in Deutschland erstellt. Grundlage für die neue BGR-Karte ist das internationale Bewertungsverfahren „Müncheberger Soil Quality Rating" (SQR). Im Unterschied zur Bodenschätzung der Bundesländer werden beim SQR-Verfahren umfangreiche Klimadaten in die Bewertung einbezogen.

Löss versus Sand und Moor

Die neue deutschlandweite Bodengüte-Karte zeigt, dass rund ein Viertel der Ackerstandorte in Deutschland in die Kategorie „hohes“ bzw. „sehr hohes Ertragspotenzial“ fällt. Am fruchtbarsten sind dabei die Böden der Lösslandschaften, z. B. der Magdeburger Börde, des Thüringer Beckens und der Kölner Bucht. Diese Böden speichern Wasser besonders gut und erlauben eine tiefe Durchwurzelung. Überdurchschnittlich fruchtbar sind zudem die Tertiärhügelländer im Alpenvorland sowie die Tal-Auen der großen Flusslandschaften und die Kalkmarschen des Küstenholozäns.

Weniger ertragreich sind dagegen die Bodengesellschaften der Berg- und Hügelländer, wo geringe Durchwurzelungstiefen und viele Steine im Boden die Ertragsfähigkeit begrenzen. Auch die leichten Sandböden in den Alt- und Jungmoränenlandschaften in Teilen der östlichen Bundesländer weisen ein geringes Ertragspotential auf, wenn Defizite in der Wasserversorgung auftreten. Die im bundesweiten Maßstab niedrigsten Wertzahlen entfallen unter anderem auf ackerbaulich genutzte Moorstandorte.

Ein besonderes Problem ist der stetige Flächenverbrauch durch Urbanisierung und Infrastruktur. In Deutschland werden bezogen auf den Zeitraum 2009-2012 immer noch täglich 74 Hektar Boden pro Tag in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. Das Problem dabei: Meist werden dafür landwirtschaftlich genutzte Flächen, oft auch gerade Flächen mit einem hohen Ertragspotential in Anspruch genommen. Die neue Karte könnte dabei helfen, sinnvollere Alternativen zu suchen.

(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), 12.11.2013 - NPO)


Nota. 

Bis zur industriellen Revolution, also bis Mitte des 19. Jahrhunderts, hatte der Reichtum zwei Quellen: Landwirtschaft und Handel. Produzierendes Gewerbe konnte nur gedeihen, wo Landwirtschaft und Handel florierten. Beide sind ursprünglich an natürliche Bedingungen geknüpft: Verkehrslage hier, Bodengüte da.

Obige Karte zeigt im Groben, wie über Jahrhunderte in Deutschland der Reichtum verteilt war - die großen Handelsmetropolen müssen Sie sich hinzudenken.

Besonderes Augenmerk erbitte ich für den Osten: Brandenburg hatte keine bedeutenden Handelsstädte und den armseligsten Boden Deutschlands - Sumpf und Sand und brennbare Kiefernwälder. Wer dort herrschte, musste ganz und gar auf die nachwachsenden Landeskinder und ihre Verwertbarkeit im Kriegshandwerk setzen, wenn er in Deutschland eine Rolle spielen wollte.
JE

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